Schopenhauer: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | Schopenhauer sah sich als vollender Kants und baute seine eigene Philosophie auf Kant auf. Die erste Schrift, Schopenhauers Dissertation, trägt den Titel "Über die 4-fache Wurzel des zureichenden Grundes". In den weiteren Schriften wie dem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" setzt Schopenhauer bereits Kenntnis über die Dissertation, sowie über Kant voraus, da seine Schrift sonst unverständlich bliebe. | + | |
+ | |||
+ | Schopenhauer sah sich als vollender Kants und baute seine eigene Philosophie auf Kant auf. Die erste Schrift, Schopenhauers Dissertation, trägt den Titel "Über die 4-fache Wurzel des zureichenden Grundes". In den weiteren Schriften wie dem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" setzt Schopenhauer bereits Kenntnis über die Dissertation, sowie über Kant voraus, da seine Schrift sonst unverständlich bliebe. | ||
+ | |||
+ | == Über die vierfache Wurzel des zureichenden Grundes == | ||
Einleitend beginnt Schopenhauer im § 1. Die Methode das Gesetz der Homogeneität [„Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem“ (deutsch: „Wesenheiten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden. “)] und der Specifikation [ entium varietates non temere esse minuendas (deutsch: „dass wesen nicht über die notwendigkeit hinaus vermehrt werden dürfen“) ] zu definieren und beruft sich auf Kant, der beide Gesetze "als transscendentale, Übereinstimmung der Dinge mit sich a priori postulirende Grundsätze der Vernunft seien". | Einleitend beginnt Schopenhauer im § 1. Die Methode das Gesetz der Homogeneität [„Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem“ (deutsch: „Wesenheiten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden. “)] und der Specifikation [ entium varietates non temere esse minuendas (deutsch: „dass wesen nicht über die notwendigkeit hinaus vermehrt werden dürfen“) ] zu definieren und beruft sich auf Kant, der beide Gesetze "als transscendentale, Übereinstimmung der Dinge mit sich a priori postulirende Grundsätze der Vernunft seien". | ||
− | Im § 2. Ihre Anwendung in gegenwärtigem Fall führt Schopenhauer an, dass das letztere der beiden Gesetze (das der | + | Im § 2. Ihre Anwendung in gegenwärtigem Fall führt Schopenhauer an, dass das letztere der beiden Gesetze (das der Homogenität) zu wenig auf den Satz vom zureichenden Grund angewendet sei. Diesen Satz definiert er im § 5. Der Satz selbst und bezieht sich auf die Definition von Wolf: |
"Nihil est sine ratione cur potius sit, quam non sit. Nichts ist ohne Grund warum es sei." | "Nihil est sine ratione cur potius sit, quam non sit. Nichts ist ohne Grund warum es sei." | ||
Zeile 25: | Zeile 29: | ||
§ 13 Kant und seine Schule | § 13 Kant und seine Schule | ||
− | Hierbei bessert er erhebliche Fehler frühere Philosophen aus. Besonders wichtig ist | + | Hierbei bessert er erhebliche Fehler frühere Philosophen aus. Besonders wichtig ist ihm eine exakte Definition und Verwendung der Begriffe, so dass seine Leser klar den Unterschied zwischen Grund und Ursache kennen und keinen "Missbrauch mit abstrakten Begriffen" betreiben. |
+ | |||
+ | Die 4 Klassen des zureichenden Grundes | ||
Schopenhauer führt den zureichenden Grund auf 4 Klassen zurück: | Schopenhauer führt den zureichenden Grund auf 4 Klassen zurück: | ||
− | + | === <u>Über die erste Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde</u> === | |
+ | Vorstellungen dieser Klasse sind die '''''anschaulichen''''', '''''vollständigen''''', '''''empirischen''''' Vorstellungen. | ||
− | + | Sie sind anschauliche, im Gegensatz der bloß gedachten [=abstrakten Begriffe], vollständige [=beinhalten nach Kants, nicht bloß das Formale, sondern auch das Materiale der Erscheinung] und empirisch [da sie nicht aus bloßer Gedankenverknüpfung hervorgehn, sondern in einer Anregung der Empfindung unsers sensitiven Leibes ihren Ursprung haben, auf welchen sie, zur Beglaubigung ihrer Realität, stets zurückweisen und gemäß den Gesetzen des Raumes, der Zeit und der Kausalität im Verein, zu demjenigen end- und anfangslosen Komplex verknüpft sind, der unsere empirische Realität ausmacht, da sie aber nach Kant die transscendentale Idealität nicht aufheben, kommen sie nur als Vorstellungen inbetracht] | |
+ | Formen dieser Vorstellungen sind die des '''''innern''''' und '''''äußern Sinnes''''', '''''Zeit''''' und '''''Raum''''' | ||
+ | |||
+ | In dieser Klasse herrscht der Satz vom zureichenden Grunde des Werdens. | ||
+ | |||
+ | ==== Satz vom zureichenden Grunde des Werdens ==== | ||
+ | |||
+ | In dieser Klasse trifft das Subjekt auf das Gesetz der Kausalität, Schopenhauer nennt ihn "zureichenden Grunde des Werdens, principium rationis sufficientis fiendi". Wenn in dieser Klasse der Vorstellungen ein neuer Zustand eines oder mehrere Objektes eintritt, so muss ihm ein anderer folgen, und zwar so oft, als dieser vorhanden ist. Dieses Folgen heißt '''''Erfolgen''''' und der '''''erste Zustand''''' ist die '''''Ursache''''', der zweite die '''''Wirkung'''''. | ||
+ | |||
+ | <blockquote> | ||
+ | |||
+ | Wenn sich z.B. ein Körper entzündet; so muß diesem Zustand des Brennens vorhergegangen seyn ein Zustand 1) der Verwandtschaft zum Oxygen, 2) der Berührung mit dem Oxygen, 3) einer bestimmten Temperatur. Da, sobald dieser Zustand vorhanden war, die Entzündung unmittelbar erfolgen mußte, diese aber erst jetzt erfolgt ist; so kann auch jener Zustand nicht immer dagewesen, sondern muß erst jetzt eingetreten seyn. Dieser Eintritt heißt eine '''''Veränderung'''''. Daher steht das Gesetz der Kausalität in ausschließlicher Beziehung auf Veränderungen und hat es stets nur mit diesen zu thun. Jede Wirkung ist, bei ihrem Eintritt, eine Veränderung und giebt, eben weil sie nicht schon früher eingetreten, unfehlbare Anweisung auf eine andere, ihr vorhergegangene Veränderung, welche, in Beziehung auf sie, Ursache, in Beziehung auf eine dritte, ihr selbst wieder nothwendig vorhergegangene Veränderung aber Wirkung heißt. Dies ist die Kette der Kausalität: sie ist notwendig anfangslos. | ||
+ | |||
+ | </blockquote> | ||
+ | |||
+ | Die verschiedenen Bestimmungen, die dazu führen, dass eine Wirkung eintritt (zB das Brennen des Holzes) können '''''Bedingungen''''' genannt werden (in dem Beispiel: Verwandtschaft zum Oxygen des Materials, Berührung mit dem Oxygen, bestimmte Temperatur). Die Ursache kann in Bedingungen zerlegt werden, alle Bedingungen sind die Ursache, die Zeitfolge ist hierbei egal. Falsch ist es, wenn man nicht die Zustände, sondern Objekte als Ursache definiert. (Hat man ein Brennglas vor einem Stück Holz und die Wolken verhindern, dass die Sonnenstrahlen über das Brennglas auf das Holz strahlen und der Wind zieht die Wolken weg, so ist die Ursache für den Zustand des Brennens des Holzes nicht das Brennglas, sondern die Veränderung der Wolkenposition.) | ||
+ | |||
+ | === <u>Über die zweite Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde</u> === | ||
+ | |||
Schopenhauer führt an, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier der sei, dass der Mensch eine Klasse von Vorstellungen hat, die kein Tier besitzt. Es sind die Begriffe. Begriffe sind abstrakten Vorstellungen; im Gegensatz der anschaulichen, als welche diese jedoch abgezogen sind. Durch das Hinzufügen der abstrakten Vorstellungen sei die Motivation den Menschen verändert, wobei die Notwendigkeit der Handlungen bei Menschen ebenso notwendig bleibt wie bei den Tieren. Die Art der Motivation, sofern sie hier aus Gedanken besteht, ist dahingehend verändert, dass sie die Wahlentscheidung (d.i. den bewußten Konflikt der Motive) ermöglicht und so Pläne, Handlungen mit Vorsatz, Maximen, Überlegungen u.s.w ermöglicht, im Gegensatz zu den reinen Impulsen ohne diese Begriffe. Begriffe kann man laut Schopenhauer auch Vorstellungen aus Vorstellungen definieren, wobei bei diesen Vorstellungen der Vorstellungen durch die Abstraktion die Anschaulichkeit eingebüßt würde: | Schopenhauer führt an, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier der sei, dass der Mensch eine Klasse von Vorstellungen hat, die kein Tier besitzt. Es sind die Begriffe. Begriffe sind abstrakten Vorstellungen; im Gegensatz der anschaulichen, als welche diese jedoch abgezogen sind. Durch das Hinzufügen der abstrakten Vorstellungen sei die Motivation den Menschen verändert, wobei die Notwendigkeit der Handlungen bei Menschen ebenso notwendig bleibt wie bei den Tieren. Die Art der Motivation, sofern sie hier aus Gedanken besteht, ist dahingehend verändert, dass sie die Wahlentscheidung (d.i. den bewußten Konflikt der Motive) ermöglicht und so Pläne, Handlungen mit Vorsatz, Maximen, Überlegungen u.s.w ermöglicht, im Gegensatz zu den reinen Impulsen ohne diese Begriffe. Begriffe kann man laut Schopenhauer auch Vorstellungen aus Vorstellungen definieren, wobei bei diesen Vorstellungen der Vorstellungen durch die Abstraktion die Anschaulichkeit eingebüßt würde: | ||
" Denn bei ihrer Bildung zerlegt das Abstraktionsvermögen die, im vorigen Kapitel behandelten, vollständigen, also anschaulichen Vorstellungen in ihre Bestandtheile, um diese abgesondert, jeden für sich, denken zu können als die verschiedenen Eigenschaften, oder Beziehungen, der Dinge. Bei diesem Processe nun aber büßen die Vorstellungen nothwendig die Anschaulichkeit ein, wie Wasser, wenn in seine Bestandtheile zerlegt, die Flüssigkeit und Sichtbarkeit. Denn jede also ausgesonderte (abstrahirte) Eigenschaft läßt sich für sich allein wohl denken, jedoch darum nicht für sich allein auch anschauen." | " Denn bei ihrer Bildung zerlegt das Abstraktionsvermögen die, im vorigen Kapitel behandelten, vollständigen, also anschaulichen Vorstellungen in ihre Bestandtheile, um diese abgesondert, jeden für sich, denken zu können als die verschiedenen Eigenschaften, oder Beziehungen, der Dinge. Bei diesem Processe nun aber büßen die Vorstellungen nothwendig die Anschaulichkeit ein, wie Wasser, wenn in seine Bestandtheile zerlegt, die Flüssigkeit und Sichtbarkeit. Denn jede also ausgesonderte (abstrahirte) Eigenschaft läßt sich für sich allein wohl denken, jedoch darum nicht für sich allein auch anschauen." | ||
+ | |||
Zeile 43: | Zeile 69: | ||
− | + | === <u>Über die dritte Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde</u> === | |
− | + | === <u>Über die vierte Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde</u> === |
Version vom 26. Dezember 2022, 14:26 Uhr
Schopenhauer sah sich als vollender Kants und baute seine eigene Philosophie auf Kant auf. Die erste Schrift, Schopenhauers Dissertation, trägt den Titel "Über die 4-fache Wurzel des zureichenden Grundes". In den weiteren Schriften wie dem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" setzt Schopenhauer bereits Kenntnis über die Dissertation, sowie über Kant voraus, da seine Schrift sonst unverständlich bliebe.
Über die vierfache Wurzel des zureichenden Grundes
Einleitend beginnt Schopenhauer im § 1. Die Methode das Gesetz der Homogeneität [„Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem“ (deutsch: „Wesenheiten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden. “)] und der Specifikation [ entium varietates non temere esse minuendas (deutsch: „dass wesen nicht über die notwendigkeit hinaus vermehrt werden dürfen“) ] zu definieren und beruft sich auf Kant, der beide Gesetze "als transscendentale, Übereinstimmung der Dinge mit sich a priori postulirende Grundsätze der Vernunft seien".
Im § 2. Ihre Anwendung in gegenwärtigem Fall führt Schopenhauer an, dass das letztere der beiden Gesetze (das der Homogenität) zu wenig auf den Satz vom zureichenden Grund angewendet sei. Diesen Satz definiert er im § 5. Der Satz selbst und bezieht sich auf die Definition von Wolf:
"Nihil est sine ratione cur potius sit, quam non sit. Nichts ist ohne Grund warum es sei."
Schopenhauer möchte zeigen, dass der Satz selbst "gemeinschaftlicher Ausdruck mehrerer a priori gegebener Erkenntnisse" ist.
Schopenhauer erwähnt in seiner Dissertation verschiedene Ansätze von verschiedenen Philosophen:
§ 7. Cartesius
§ 8. Spinoza
§ 9. Leibnitz
§ 10 Wolf
§ 11 Philosophen zwischen Wolf und Kant
§ 12 Hume
§ 13 Kant und seine Schule
Hierbei bessert er erhebliche Fehler frühere Philosophen aus. Besonders wichtig ist ihm eine exakte Definition und Verwendung der Begriffe, so dass seine Leser klar den Unterschied zwischen Grund und Ursache kennen und keinen "Missbrauch mit abstrakten Begriffen" betreiben.
Die 4 Klassen des zureichenden Grundes
Schopenhauer führt den zureichenden Grund auf 4 Klassen zurück:
Über die erste Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde
Vorstellungen dieser Klasse sind die anschaulichen, vollständigen, empirischen Vorstellungen.
Sie sind anschauliche, im Gegensatz der bloß gedachten [=abstrakten Begriffe], vollständige [=beinhalten nach Kants, nicht bloß das Formale, sondern auch das Materiale der Erscheinung] und empirisch [da sie nicht aus bloßer Gedankenverknüpfung hervorgehn, sondern in einer Anregung der Empfindung unsers sensitiven Leibes ihren Ursprung haben, auf welchen sie, zur Beglaubigung ihrer Realität, stets zurückweisen und gemäß den Gesetzen des Raumes, der Zeit und der Kausalität im Verein, zu demjenigen end- und anfangslosen Komplex verknüpft sind, der unsere empirische Realität ausmacht, da sie aber nach Kant die transscendentale Idealität nicht aufheben, kommen sie nur als Vorstellungen inbetracht]
Formen dieser Vorstellungen sind die des innern und äußern Sinnes, Zeit und Raum
In dieser Klasse herrscht der Satz vom zureichenden Grunde des Werdens.
Satz vom zureichenden Grunde des Werdens
In dieser Klasse trifft das Subjekt auf das Gesetz der Kausalität, Schopenhauer nennt ihn "zureichenden Grunde des Werdens, principium rationis sufficientis fiendi". Wenn in dieser Klasse der Vorstellungen ein neuer Zustand eines oder mehrere Objektes eintritt, so muss ihm ein anderer folgen, und zwar so oft, als dieser vorhanden ist. Dieses Folgen heißt Erfolgen und der erste Zustand ist die Ursache, der zweite die Wirkung.
Wenn sich z.B. ein Körper entzündet; so muß diesem Zustand des Brennens vorhergegangen seyn ein Zustand 1) der Verwandtschaft zum Oxygen, 2) der Berührung mit dem Oxygen, 3) einer bestimmten Temperatur. Da, sobald dieser Zustand vorhanden war, die Entzündung unmittelbar erfolgen mußte, diese aber erst jetzt erfolgt ist; so kann auch jener Zustand nicht immer dagewesen, sondern muß erst jetzt eingetreten seyn. Dieser Eintritt heißt eine Veränderung. Daher steht das Gesetz der Kausalität in ausschließlicher Beziehung auf Veränderungen und hat es stets nur mit diesen zu thun. Jede Wirkung ist, bei ihrem Eintritt, eine Veränderung und giebt, eben weil sie nicht schon früher eingetreten, unfehlbare Anweisung auf eine andere, ihr vorhergegangene Veränderung, welche, in Beziehung auf sie, Ursache, in Beziehung auf eine dritte, ihr selbst wieder nothwendig vorhergegangene Veränderung aber Wirkung heißt. Dies ist die Kette der Kausalität: sie ist notwendig anfangslos.
Die verschiedenen Bestimmungen, die dazu führen, dass eine Wirkung eintritt (zB das Brennen des Holzes) können Bedingungen genannt werden (in dem Beispiel: Verwandtschaft zum Oxygen des Materials, Berührung mit dem Oxygen, bestimmte Temperatur). Die Ursache kann in Bedingungen zerlegt werden, alle Bedingungen sind die Ursache, die Zeitfolge ist hierbei egal. Falsch ist es, wenn man nicht die Zustände, sondern Objekte als Ursache definiert. (Hat man ein Brennglas vor einem Stück Holz und die Wolken verhindern, dass die Sonnenstrahlen über das Brennglas auf das Holz strahlen und der Wind zieht die Wolken weg, so ist die Ursache für den Zustand des Brennens des Holzes nicht das Brennglas, sondern die Veränderung der Wolkenposition.)
Über die zweite Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde
Schopenhauer führt an, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier der sei, dass der Mensch eine Klasse von Vorstellungen hat, die kein Tier besitzt. Es sind die Begriffe. Begriffe sind abstrakten Vorstellungen; im Gegensatz der anschaulichen, als welche diese jedoch abgezogen sind. Durch das Hinzufügen der abstrakten Vorstellungen sei die Motivation den Menschen verändert, wobei die Notwendigkeit der Handlungen bei Menschen ebenso notwendig bleibt wie bei den Tieren. Die Art der Motivation, sofern sie hier aus Gedanken besteht, ist dahingehend verändert, dass sie die Wahlentscheidung (d.i. den bewußten Konflikt der Motive) ermöglicht und so Pläne, Handlungen mit Vorsatz, Maximen, Überlegungen u.s.w ermöglicht, im Gegensatz zu den reinen Impulsen ohne diese Begriffe. Begriffe kann man laut Schopenhauer auch Vorstellungen aus Vorstellungen definieren, wobei bei diesen Vorstellungen der Vorstellungen durch die Abstraktion die Anschaulichkeit eingebüßt würde:
" Denn bei ihrer Bildung zerlegt das Abstraktionsvermögen die, im vorigen Kapitel behandelten, vollständigen, also anschaulichen Vorstellungen in ihre Bestandtheile, um diese abgesondert, jeden für sich, denken zu können als die verschiedenen Eigenschaften, oder Beziehungen, der Dinge. Bei diesem Processe nun aber büßen die Vorstellungen nothwendig die Anschaulichkeit ein, wie Wasser, wenn in seine Bestandtheile zerlegt, die Flüssigkeit und Sichtbarkeit. Denn jede also ausgesonderte (abstrahirte) Eigenschaft läßt sich für sich allein wohl denken, jedoch darum nicht für sich allein auch anschauen."
In dieser Klasse gibt es empirische und logische Wahrheit und es herrscht der Satz vom zureichenden Grunde des Erkennens.