Nietzsche

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Nietzsche war ein klassischer Philosoph und wurde besonders durch Schopenhauer und Mainländer beeinflusst. Im Vergleich zu vielen anderen Philosophen wie Kant, Schopenhauer oder Mainländer baute Nietzsche seine Werke nicht geschlossen systematisch auf, sondern baute lange Gedankenketten innerhalb seiner Werke ein. Dass Nietzsche gar nicht systematisch schrieb, ist übrigens falsch, die Gedankenketten werden jedoch oft übersehen, was den falschen Schluss erzeugen kann, dass Nietzsche "gar nicht systematisch" schrieb, Popper schrieb z.B. einst, dass er Nietzsche sorgfältig gelesen habe, aber er las nichts heraus, so stand nichts drinnen, dies sagt aber nur aus, dass er aus Nietzsche nichts herausgelesen hatte, nicht dass bei Nietzsche nichts herauszulesen wäre. Nietzsche beeinflusste viele Philosophen, darunter Wittgenstein, der seine Sprachkritik weiterdachte und die Sprachanalyse in seinem Werk "Philosophische Untersuchungen" weiter ausführte, Heidegger führte den Seinsgedanken bei Nietzsche in seinem Werk "Sein und Zeit" ebenfalls genauer aus. Weitere Denker die von Nietzsche beeinflusst waren, war etwa Foucault, der den Willen zur Macht und den Willen zum Wissen aufgriff und die Frage aufwarf, ob denn der Wille zum Wissen ein Wille zur Macht sei. In der Geschichtsphilosophie wurde besonders Spengler von Nietzsche beeinflusst, sowohl in dem Grundgedanken der Untersuchung der Kulturen ("Von Goethe habe ich die Methode, von Nietzsche die Fragestellungen" Spengler, Untergang des Abendlandes) als auch im Sprachstil, oder Ernst Jünger, bei dem in den Werken ebenfalls eine Nietzsche ähnlicher Sprachstil vorzufinden ist. Neben den Philosophen beeinflusste Nietzsche auch die Psychologen, etwa Viktor E. Frankl. Zudem wurde Nietzsche als eigentlicher Begründer der Psychoanalyse beschrieben, da sich in Nietzsches Werken bereits alle Gedanken finden, die Freud später den Ruf er Begründung der Psychoanalyse einbrachten. Freud behauptete, dass er Nietzsche aufgrund großer inhaltlicher Überschneidungen nicht gelesen hätte.


Einleitende Worte zum Unterschied Nietzsche zu Schopenhauer

"Mir scheint, dass Schopenhauer eine sprachliche Klarheit und Präzision erreicht hat, die nicht mehr übertroffen werden kann (mehr noch als Kant!), man kann sich ihr nur annähern und im besten Falle auf dieselbe Stufe emporklettern (angemerkt sei, dass Schopenhauer allerdings auch die aphoristische Sprachkunst beherrschte, diese Synthese von sprachlicher Klarheit und aphoristischer Kunst, und zwar in der Form, dass die Präzision nicht unter der Kunst leidet, scheint mir bei ihm einmalig). Bei Nietzsche verhält es sich mit der Akklimatisierung durch Aphorismen ähnlich, Nietzsche zu übertreffen scheint kaum möglich, man kann sich auch ihm nur annähern, wobei Nietzsche die Akklimatisierung teilweise der logischen Klarheit geopfert hat (haben hat müssen), diese aber dafür bis zur Perfektion ausreizte, selbiges gilt für die Gedankenketten, die bei Schopenhauer Satz für Satz, Wort für Wort, aufgebaut sind, während sie bei Nietzsche über mehrere Bücher hinweg, in Aphorismen und Andeutungen eingehüllt verschüttet liegen, zuweilen etwas eingestaubt und eingegraben (man muss sie erst entstauben und ausgraben). Versucht man Schopenhauer wie Nietzsche zu lesen, oder auf dem Kopf gedreht Nietzsche wie Schopenhauer zu lesen, so wird man nur einen Bruchteil der Werke sehen und keinen Zugang zu dem eigentlichen Schatz freilegen. Man muss beide erste lesen lernen. Bei Schopenhauer ist es einfach, wenn man über ausreichend Motivation und logisches Fassungsvermögen verfügt, bei Nietzsche, wenn man als selbstständiger Denker etwas mit gedanklicher Akklimatisierung anfangen kann und über eine hohe psychologische Auffassungsgabe verfügt. Man könnte die Unterschiede so auffassen, dass Schopenhauer (wie Kant) Philosophen der Höhe sind, die auf dem Berg der Logik bis auf den Gipfel kletterten, wohingegen Nietzsche ein Philosoph der Tiefe ist, und bis in den Erdkern gräbt." Eigene einleitene Worte zu Nietzsche und Schopenhauer

Nietzsches Sprachstil

Nietzsches Sprachstil (auch "Nietzsche Sound" genannt) zeichnet sich durch eine akklimatisierende Komponente aus, wobei der Leser nicht nur mit Argumenten überzeugt werden soll, sondern zum eigenen Nachdenken angeregt wird. Besonders deutlich wird der typische Nietzsche Stil in seinem Hauptwerk "Also sprach Zarathustra".

„Den Stil verbessern - das heißt den Gedanken verbessern, und gar nichts weiter! - Wer dies nicht sofort zugibt, ist auch nie davon zu überzeugen!“ Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches Den Sprachstil Kants kritisierte er und bezeichnete Kant polemisch als "Begriffs-Krüppel". (Götzen-Dämmerung) Aufgrund des außergewöhnlichen Sprachstils gehört Nietzsche den am häufigste zitierten Philosophen. Viele bekannte Aporismen wie "Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie." (Götzen-Dämmerung) oder "Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden jähen Bach des Lebens." (Weisheit für Übermorgen) gehen auf Nietzsche zurück.

Besonders deutlich wird der Sprachstil in Nietzsches Hauptwerk "Also sprach Zarathustra", für welche der Leser die richtigen Ohren haben müsste, um ihn zu verstehen.

"Wenn diese Schrift irgend jemandem unverständlich ist und schlecht zu Ohren geht, so liegt die Schuld, wie mich dünkt, nicht notwendig an mir. Sie ist deutlich genug, vorausgesetzt, was ich voraussetze, daß man zuerst meine früheren Schriften gelesen und einige Mühe dabei nicht gespart hat: diese sind in der Tat nicht leicht zugänglich. Was zum Beispiel meinen »Zarathustra« anbetrifft, so lasse ich niemanden als dessen Kenner gelten, den nicht jedes seiner Worte irgendwann einmal tief verwundet und irgendwann einmal tief entzückt hat: erst dann nämlich darf er des Vorrechts genießen, an dem halkyonischen Element, aus dem jenes Werk geboren ist, an seiner sonnigen Helle, Ferne, Weite und Gewißheit ehrfürchtig Anteil zu haben. In andern Fällen macht die aphoristische Form Schwierigkeit: sie liegt darin, daß man diese Form heute nicht schwer genug nimmt. Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, daß er abgelesen ist, noch nicht »entziffert«; vielmehr hat nun erst dessen Auslegung zu beginnen, zu der es einer Kunst der Auslegung bedarf." Zur Genealogie der Moral

Nietzsche erkannte, dass der Mensch nicht nur durch rationale Argumente überzeugt werden kann, sondern dass bestimmte Wahrheiten den meisten Menschen unzugänglich sind, da nur das Wissen akzeptiert wird, das für den Menschen nützlich ist. Um es mit Schopenhauer zu reden, wenn der Intellekt nur Werkzeug des Willens ist (Welt als Wille und Vorstellung) so wird er nur dasjenige an Wissen akzeptieren, das für ihn nützlich ist, wobei hierbei nur der Normale und der Begabte "betroffen" ist, das Genie erkennt mehr der objektiven Welt, da sein Intellekt "krankhaft gesteigert" ist (Welt als Wille und Vorstellung zum Genie). Aber auch das Genie hat Probleme bestimmte Wahrheiten zu akzeptieren. Heute könnte man sagen, dass Nietzsche mit einen Lesern in einen sokratischen Dialog geht (wenngleich er Sokrates scharf kritisierte). Der sokratische Dialog hat das Ziel bei den Gesprächspartner Verzerrungen im Denken aufzudecken und Widersprüche durch Hinterfragen aufzudecken. (Dorsch, Lexikon der Psychologie)

Während Schopenhauer und Kant eine maximale Sprachpräzision anstreben, versucht Nietzsche einen andern Weg zu gehen und durch maximale sprachliche Akklimatisierung und emotionale Aufwühlung des Lesers die alten Glaubensmuster zu zerstören Nietzsche wird gelegentlich attestiert, dass er gar kein "Hammer" in der Philosophie ist, sondern nur ein "Hämmerchen" das ist ganz und gar falsch, Nietzsche wollte sämtliche bisherigen zerschlagen um danach mit der intellektuellen Rechtschaffenheit endgültige Gewissheit zu erlangen. Dass dies aber selbst problematisch ist, wusste Nietzsche weshalb er auch den Wert der Wahrheit infrage stellte.

Nietzsches Wille zur Macht

Nietzsche wurde besonders durch Schopenhauers Willensmetaphysik beeinflusst und übernahm dessen Nihilismus. Durch Bekanntschaft mit Mainländers Hauptwerk brach Nietzsche jedoch mit Schopenhauer und baute eine Willensmetaphysik mit einem Willen der nach Macht greif auf, da dieser - wie Mainländer - Schopenhauer vorwarf, dass ein Wille zum Leben etwas wollen müsste, was er bereits hat, denn der Wille lebt ja bereits. (Der Wille zur Macht ist so übrigens nicht korrekt, dazu an anderer Stelle mehr). Der Wille ist wie bei Mainländer ein einzelner getrennter Wille und nicht mehr ein "ganzer" wie bei Schopenhauer. Nietzsche wird häufig attestiert, dass er den Willen zur Macht aufgrund negativer psychologischer Umstände postuliert (er möchte mehr Macht, jetzt interpretiert er diesen Wunsch in alles Leben hinein), was jedoch so nicht unbedingt widerlegt werden muss, es zeugt jedoch sehr stark davon, dass die Ableitung von Nietzsches Machtwillen gar nicht bekannt ist (da zumeist eine mangelnde philosophische Bildung vorliegt, was auch Philosophie-Professoren betreffen kann). Das Problem mit der nicht nachvollziehbaren Ableitung findet sich auch bei dem überwiegenden Großteil der Spengler Rezeptionen (ungeachtet dessen, dass Toynbee bedeutende Fehler Spengler bereinigte und auch Popper rein logisch gesehen einige korrekte Bereinigungen durchführte). Der Wille zur Macht findet sich bei Nietzsche erstmal in seinem Werk "Also sprach Zarathustra".

»Wille zur Wahrheit« heißt ihr's, ihr Weisesten, was euch treibt und brünstig macht? Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heiße ich euren Willen! Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen: denn ihr zweifelt mit gutem Mißtrauen, ob es schon denkbar ist. Aber es soll sich euch fügen und biegen! So will's euer Wille. Glatt soll es werden und dem Geiste untertan, als sein Spiegel und Widerbild. Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein Wille zur Macht ; und auch wenn ihr vom Guten und Bösen redet und von den Wertschätzungen. Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr knien könnt: so ist es eure letzte Hoffnung und Trunkenheit. Die Unweisen freilich, das Volk – die sind gleich dem Flusse, auf dem ein Nachen weiter schwimmt: und im Nachen sitzen feierlich und vermummt die Wertschätzungen. Euren Willen und eure Werte setztet ihr auf den Fluß des Werdens; einen alten Willen zur Macht verrät mir, was vom Volke als gut und böse geglaubt wird. Ihr wart es, ihr Weisesten, die solche Gäste in diesen Nachen setzten und ihnen Prunk und stolze Namen gaben – ihr und euer herrschender Wille! Weiter trägt nun der Fluß euren Nachen: er muß ihn tragen. Wenig tut's, ob die gebrochene Welle schäumt und zornig dem Kiele widerspricht! Nicht der Fluß ist eure Gefahr und das Ende eures Guten und Bösen, ihr Weisesten: sondern jener Wille selber, der Wille zur Macht – der unerschöpfte zeugende Lebens-Wille." Also sprach Zarathustra

Nietzsche nimmt an, dass überall wo das Leben aufsteigt der Wille zur Macht herrscht (Antichrist) wohingegen überall wo das Leben untergeht der Wille zur Ohnmacht herrscht.

Mitleiden als Krankheit, Ausdruck schlechter Manieren und Stimulanz des Nihilismus

Nietzsche war ein großer Gegner der Mitleidsethik, wie wir sie bei Schopenhauer vorfanden. Während bei Schopenhauer das Mitleid der Kern der Tugend ist, indem der Wille erkennt, dass er durch Bejahung seines eigenen Willens zum Leben soweit geht, dass er den Willen zum Leben bei einem anderen verneint (was das Wesen des Egoismus bei Schopenhauer ist) behauptet Nietzsche, dass das Mitleid selbst eine Krankheit ist. Nietzsche wirft darüber hinaus den Mitleidigen vor, dass ihnen die Distanz abgehe: Ich werfe den Mitleidigen vor, daß ihnen die Scham, die Ehrfurcht, das Zartgefühl von Distanzen leicht abhanden kommt, daß Mitleiden im Handumdrehn nach Pöbel riecht und schlechten Manieren zum Verwechseln ähnlich sieht Ecce Homo. Insb da Nietzsche selbst schwer krank war, dürfte er die verächtliche Seite des Mitleides selbst erfahren und abgelehnt haben. Im Zarathustrismus fragt dieser ob den nicht das Mitleid das Kreuz wäre, auf dem derjenige genagelt wird, der die Menschen liebt. Mitleid steckt mit Leid an, es macht krank, es überrede zum nichts.

Der Übermensch als Sinn der Erde

Nietzsche hat erkannt, dass der Mensch vollständig determiniert ist und keinen freien Willen besitzen kann, dies ist schlicht logisch unmöglich und wurde von Schopenhauer zweifelsfrei bewiesen (etwa in seiner Preisschrift zur Willensfreiheit). Schopenhauer begründet im Grunde den modernen Nihilismus, den Mainländer vervollständigte. Nietzsche wagt sich aber an den Gedanken, dass der Mensch sich selbst überwinden könnte, wodurch er zu einem Übermensch werden würde, der Gedanke findet sich erstmals in seinem Hauptwerk:

"Seht, ich lehre euch den Übermenschen! Der Übermensch ist der Sinn der Erde. Euer Wille sage: der Übermensch sei der Sinn der Erde! Ich beschwöre euch, meine Brüder, bleibt der Erde treu und glaubt Denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden!" .. "Ich will die Menschen den Sinn ihres Seins lehren: welcher ist der Übermensch, der Blitz aus der dunklen Wolke Mensch. Aber noch bin ich ihnen ferne, und mein Sinn redet nicht zu ihren Sinnen. Eine Mitte bin ich noch den Menschen zwischen einem Narren und einem Leichnam." Also sprach Zarathustra

Der Übermensch ist allerdings nichts so zu verstehen, dass die Menschen die Nietzsche lesen selber zum Übermensch werden können (das ist ein übles Missverständnis von Nietzschelesern, die ihn nicht sorgfälltig lesen), sondern so, dass der Übermensch irgendwann aus der Menschheit hervorgeht, der Mensch soll ein "schwerer Tropfen werden" aus den Wolken die den Übermensch verkündigen, Zarathustra soll ein solcher schwerer tropfen sein (im Nachass merkt Nietzsche an, dass derjenige, der dem Übermensch den Weg bereitet der höchste Mensch sei). Dieser Übermensch vertrifft eine Herrenmoral nach Nietzsche und kann selbst Werte schaffen. Wenngleich man zurecht den Gedanken hegen wird, dass Nietzsche sich durch die Kunstfigur des Zarathustra ausdrückt und eigene Erfahrungen schildet, so ist es unzulässig die Kunstfiguar als vollständige Identifikation mit Nietzsche zu deuten, Nietzsche weißt auch darauf hin, dass er nicht Zarathustra sei.

Apollinisch und Dionysisch

Das Begriffspaar wurde philosophisch zuerst von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling verwendet und von Nietzsche in dem Werk „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" <ref>Nietzsche, Die Geburt der Tragödie , Hammer-Verlag, Leipzig 1878 [1872, 1874],,</ref> erstmals erwähnt Bei dem Begriffspaar werden die Götter Apollon und Dionysos gegenübergestellt. Apollon verkörpert Klarheit und Ordnung und steht für eine rationale Welterfassung, Dionysos steht als Gott des Weines für die rauschhafte und sinnliche. Schelling beschreibt das dionysische als »göttliche Trunkenheit« und das apollinische als »leise Besonnenheit«. Im Namen Apollon wird analytisch Trennendes bewusst gemacht, während Apollon das Vereinheitlichende sucht. Beide stehen für eine gegensätzliche Art der Weltanschauung oder des Lebensgefühls. Nietzsche selbst beschrieb sich in Ecce Homo als Jünger des Dionysos<ref>Nietzsche, Ecce Hommo, Vorwort 2,,</ref> . Spengler bezieht sich in seinem Hauptwerk "Der Untergang des Abendlandes" <ref>Oswald Spengler, Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes – Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte'</ref> auf Nietzsche als er den Begriff dionysisch einführt und erwähnt, dass dieser Seit Nietzsche jedem bekannt sei. Spengler führt zudem noch mit Bezug auf Goethe den Begriff faustisch ein.

Quellen