Mainländer
Mainländer sah sich als vollender Schopenhauers und entwarf "auf den Schultern Schopenhauers und Kants" ein System, das ähnlich aufgebaut ist wie das von Schopenhauer (Welt als Wille und Vorstellung) ohne aber hierbei einen Willen zum Leben als zentralen Willen zu postulieren.
Die Philosophie der Erlösung
Der Wille ist bei Mainländer in mehrere isolierte Willen zerfallen (so wie bei Nietzsche der Wille zur Macht) und besitzt einen Richtung, nämlich vom Sein hin zum nicht-Sein, also einen nihilistischen Willen. Mainländer wendet hier gegenüber Schopenhauer ein, dass Pflanzen nicht nur leben wollen, sondern einen Charakter haben und bpsw. eine Blume nicht nur leben will, sondern auf eine bestimmte Art und Weise wachsen und anschließend verwelken (sterben). Wenn diese aber immer leben wollen würde, wie könnte sie dann sterben, fragt Mainländer. Da sie also sterben muss, muss sie das im innersten auch wollen (das Leben ist sozusagen nur ein Mittel zum Zweck, damit sich das Sein vernichten kann). Neben der rein immanenten Begründung, die er durch eine Entstehung des Lebens ableitet (er baut hierbei eine Entstehung des Universums auf, indem er schreibt, auf immanenten Gebiet können die Einheit nur zur Vielheit zerfallen und nicht mehr zurück, was wir heute durch den 2 Satz der Thermodynamik auch physikalisch bestätigen können, wodurch er eine Einheit vor Raum und Zeit als Singularität postuliert, welche er Gott nennt und welche uns aufgrund der Notwendigkeit, dass wir Raum und Zeit benötigen um uns Vorstellungen vorstellen zu können für unvorstellbar hält). Gegen die unendliche Kausalkette, die wir bei Schopenhauer finden, wendet er ein, dass die Pflanze zu keinem kausalen Zusammenhang zum Samen steht, sondern zu einem genetischen.
Unterschied zwischen Kausalzusammenhängen und genetischen
"Das Samenkorn ist nicht die Ursache einer Pflanze; denn Samenkorn und Pflanze stehen in keinem causalen, sondern in einem genetischen Zusammenhang. Dagegen kann man nach den Ursachen fragen, welche das Samenkorn in der Erde zur Keimung brachten, oder nach den Ursachen, welche die fußhohe Pflanze zu einer solchen von sechs Fuß Höhe machten. Beantwortet man aber diese Fragen, so wird Jeder finden, was wir oben gefunden haben, nämlich: daß jede dieser Ursachen von der Pflanze ableitet. Schließlich wird man die Pflanze ganz eingesponnen in Gliedern von Causalreihen finden, in denen sie jedoch niemals als Glied erscheint." Philosophie der Erlösung i27 S32 im PDF Format
Kausalketten und Entwicklungsreihen
Mainländer unterscheidet zwischen Kausalreihen und Entwicklungsreihen:
"Giebt es nun gar kein Mittel, um in die Vergangenheit der Dinge eindringen zu können? Der erwähnte genetische Zusammenhang zwischen Samenkorn und Pflanze beantwortet die Frage bejahend. Die Vernunft kann Entwicklungsreihen bilden, welche etwas ganz Anderes als Causalreihen sind. Diese entstehen mit Hülfe der Causalität, jene lediglich mit Hülfe der Zeit. Causalitätsreihen sind die verkettete Wirksamkeit nicht eines, sondern vieler Dinge; Entwicklungsreihen dagegen haben es mit dem Sein eines Dinges an sich und seinen Modificationen zu thun. Dieses Resultat ist sehr wichtig. Die Vernunft kann Entwicklungsreihen bilden, welche etwas ganz Anderes als Causalreihen sind. Diese entstehen mit Hülfe der Causalität, jene lediglich mit Hülfe der Zeit. Causalitätsreihen sind die verkettete Wirksamkeit nicht eines, sondern vieler Dinge; Entwicklungsreihen dagegen haben es mit dem Sein eines Dinges an sich und seinen Modificationen zu thun. Dieses Resultat ist sehr wichtig" Philosophie der Erlösung i27 S32 im PDF Format
Anzumerken ist hierbei, dass auch Philipp Frank in seinem Werk "Die Grenzen des Kausalgesetzes" erwähnt, dass der Energieerhaltungssatz näher an einem Wahrheitssatzes ist, als das Kausalitätsgesetz.
Religiöse Entwicklung der Kulturen
Alle Kulturen würden nach Mainländer folgende Entwicklung durchmachen:
Polytheismus (Glaube an eine Vielzahl von Gottheiten; Vielgötterei)
Monotheismus (Glaube an einen Gott) - Pantheismus (Glaube daran, dass Gott und das Universum eins sei)
a. religiöser Pantheismus,
b. philosophischer do.
Atheismus
Diese Entwicklung wäre bisher nur in Indien und in Judäa vollständig durchlaufen.
Die Vergangenheit der Dinge
Ich wiederhole: Wir können auf immanentem Gebiet, in dieser Welt, niemals über die Vielheit hinaus. Selbst in der Vergangenheit dürfen wir, als redliche Forscher, die Vielheit nicht vernichten und müssen wenigstens bei der logischen Zweiheit stehen bleiben. Dennoch läßt sich die Vernunft nicht abhalten, immer und immer wieder auf die Nothwendigkeit einer einfachen Einheit hinzuweisen. Ihr Argument ist das schon angeführte, daß für sie alle | i28 Kräfte, die wir getrennt halten, als Kräfte, auf tiefstem Grunde wesensgleich seien und deshalb nicht getrennt werden dürften. Was ist in diesem Dilemma zu thun? So viel ist klar: die Wahrheit darf nicht verleugnet und das immanente Gebiet muß in seiner vollen Reinheit erhalten werden. Es giebt nur einen Ausweg. In der Vergangenheit befinden wir uns bereits. So lassen wir denn die letzten Kräfte, die wir nicht anrühren durften, wenn wir nicht Phantasten werden wollten, auf transscendentem Gebiete zusammenfließen. Es ist ein vergangenes, gewesenes, untergegangenes Gebiet, und mit ihm ist auch die einfache Einheit vergangen und untergegangen. Philosophie der Erlösung i27 S323 im PDF Format
In Mainländers Hauptwerk (Die Philosophie der Erlösung) verfasst er neben seiner eigenen Philosophie, die er in einem "Guss" schreiben wollte und deshalb auf Zitate von Schopenhauer und Kant verzichtet, eine ausführliche Kritik gegenüber Schopenhauer und Kant.
Kritik der Analytik des Erkenntnißvermögens.
Mainländer lobt Kant, da die Abtrennung des Raum von der Zeit durch Kant die größte Tat auf dem Gebiet der kritischen Philosophie sei, die je erreicht worden wäre und diese würde niemals übertroffen werden. Kant legt dadurch " die räthselhaften Wesen, wahre Ungeheuer, welche sich jedem Versuch, das Wesen der Welt zu ergründen, in den Weg warfen, aus der Welt heraus in unseren Kopf, und machte sie zu Formen unserer Sinnlichkeit, zu Principien der Erkenntniß, die aller Erfahrung vorhergehen, zu Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung". Dies habe Kant in der "unsterblichen transscendentalen Aesthetik" niedergelegt, wenngleich es immer noch "Wilde" gäbe, dies den transscendentalen Idealismus Kant’s verwerfen, doch von ihnen droht keine ernste Gefahr mehr. Mehr aber als diese "Ungeheuer von den Dingen an sich zu trennen" und sie in uns, in das erkennende Subjekt zu verlegen, habe Kant aber nicht getan, so Mainländer.<ref>Die Philosophie der Erlösung, Mainländer i365 PDF S390</ref>
Die transzendentale Ästhetik
(Theorie der Anschauung)
Mainländer fasst die Ergebnisse der transscendentalen Aesthetik auf 2 Punkte zusammen
- Dass wir die Dinge an sich nicht erkennen, sondern danach, wie sie uns durch die apriorischen Formen unserer Sinnlichkeit, Raum und Zeit, erscheinen
- Dass jene Erscheinungen sowie der Raum nur scheinbar außer uns sind, in Wirklichkeit seien diese aber in unserem Kopf, hierbei zitiert er Kant: "Da die Sinne uns niemals und in keinem einzigen Stück die Dinge an sich selbst, sondern nur ihre Erscheinungen zu erkennen geben, diese aber bloße Vorstellungen der Sinnlichkeit sind, so müssen auch alle Körper, mitsammt dem Raume, darin sie sich befinden, für nichts, als bloße Vorstellungen in uns gehalten werden, und existiren nirgends anders, als bloß in unseren Gedanken." Prolegomena, 204
Das Reale bei Kant ist nicht x sondern Null
Da Kant Raum und Zeit zu einer Anschauung a priori machte, durfte dieser den Dingen die primären Eigenschaften absprechen. "Wir können nur aus dem Standpunkte eines Menschen vom Raum, von ausgedehnten Wesen reden. (Kk. 66.)" Mit der Ausdehnung würden aber alle Eigenschaften der Dinge wegfallen, das Ding an sich ist somit nicht mehr X sondern Null (ein mathematischer Punkt). Dass Kant unermüdlich einschärfte, dass der transscendentale Idealismus nicht das Wesen der Dinge an sich beträfe, sondern die Art wie wir diese auffassen, ist nichtssagend, denn wir haben es bei Kant nur mit dem Idealen zu tun, das Reale ist wie schon geschrieben nicht x sondern Null, da man das Reale vom dem Idealen nicht mehr scheiden kann, wenn man alle Erkenntnismöglichkeit auf eine Seite zieht. (i369)
Die transzendentale Logik
(Theorie des Denkens)Apperception
Mainländer beginnt die Kritik mit der Einleitung, dass wir im vorherigen Punkt gesehen haben, dass uns unsere Sinne unserem Körper eine Fähigkeit (Rezeptivität) gibt, mit Hilfe der beiden Formen der Anschauung (Raum und Zeit) Vorstellungen. Diese Anschauungen werden durch einen oder mehrere subjektive Empfindungen eines Sinnes (Gesichtssinn: Farben) ergänzt und sind dadurch vollständig. "Die Anschauung bedarf der Functionen des Denkens auf keine Weise. (Kk. 122.)" zitiert Mainländer. Er führt weiter aus, dass dies aber keine ganzen Vorstellungen sind, sondern Teilvorstellungen, diese Unterscheidung sei sehr wichtig, da sie die einzige sei, die transzendentale Logik zu verstehen.
Die Einbildungskraft (Synthesis des Mannigfaltigen der Erscheinungen)
"Weil jede Erscheinung ein Mannigfaltiges enthält, mithin verschiedene Wahrnehmungen im Gemüthe an sich zerstreut und einzeln angetroffen werden, so ist eine Verbindung derselben nöthig, welche sie in dem Sinne selbst nicht haben können. (Kk. I. Aufl. 653.) Man glaubte, die Sinne lieferten uns nicht allein Eindrücke, sondern setzten solche auch sogar zusammen und brächten Bilder der Gegenstände zu Wege, wozu ohne Zweifel außer der Empfänglichkeit der Eindrücke noch etwas mehr, nämlich eine Function der Synthesis derselben erfordert wird. (ib. 654.) Damit aus dem Mannigfaltigen Einheit der Anschauung werde, (wie etwa in der Vorstellung des Raumes,) so ist erstlich das Durchlaufen der Mannigfaltigkeit und dann die Zusammennehmung desselben nothwendig, welche Handlung ich die Synthesis der Apprehension nenne. (ib. 640.) Die Verbindung (conjunctio) eines Mannigfaltigen kann niemals durch die Sinne in uns kommen. (Kk. 127.)" zitiert Mainländer
"Das Gleichartig- Mannigfaltige und das Zusammengehörige müssen also von einer Erkenntnißkraft zum Ganzen eines Gegenstands verbunden werden, sollen wir nicht lauter isolirte, fremde, getrennte Theilvorstellungen haben, die zur Erkenntniß untauglich sind." fasst Mainländer zusammen, um dies noch etwas anschaulicher zu gestallten gibt er ein Beispiel: "die Eindrücke, die uns die Sinne darbieten, sind, nach Kant, wie Faßdauben; sollen diese Eindrücke zu einem fertigen Gegenstand werden, so bedürfen sie einer Verbindung, wie die Faßdauben der Reife, um sich zu Fässern zu gestalten. Das Vermögen nun, dessen Function diese Verbindung, Synthesis, ist, ist, nach Kant, die Einbildungskraft." Er zitiert Kant "Die Synthesis überhaupt ist die bloße Wirkung der Einbil|dungskraft, i371 einer blinden, obgleich unentbehrlichen Function der Seele, ohne die wir überall gar keine Erkenntniß haben würden; der wir uns aber selten nur einmal bewußt sind. (Kk. 109.)" und führt aus, dass es über jeden Zweifel erhaben ist, dass "diese Synthesis des Mannigfaltigen einer Anschauung eine apriorische Function in uns ist", so wie die Fähigkeit des Greifens von der Hand eines Gegenstandes dem Greifen des Gegenstandes vorausgehen muss. Ob die Synthesis eine Funktion der Einbildungskraft sei, oder eines anderen Erkenntnisvermögens, wie Kant behauptet, lasse er an dieser Stelle dahingestellt. Hätte Kant sie an der Spitze der transzendentalen Logik erörtert und den Verstand danach mit den 12 Kategorien angeführt, dann wäre Kant weniger missverstanden worden und Schopenhauer hätte die transzendentale Logik nicht wiederherstellen müssen.
Der Verstand (Vermögen der Erkenntnis)
Die Verbindung des Manningfaltigen zu einer Anschauung durch die Einbildungskraft würde sofort wieder zerfallen, wenn wir uns der Synthesis nicht bewusst sein, wodurch wir keine Objekte erkennen können, und da die Synthesis eine "blinde Funktion der Seele ist" hat sie kein Bewusstsein, daraus folgt, dass etwas anders die Synthesis mit Bewusstsein begleiten müsse und die Einbildungskraft mit der Sinnlichkeit verkettet: es ist der Verstand.
Das empirische Bewußtsein, welches verschiedene Vorstellungen begleitet, ist an sich zerstreut und ohne Beziehung auf die Identität des Subjekts. Diese Beziehung geschieht also dadurch noch nicht, daß ich jede Vorstellung mit Bewußtsein begleite, sondern daß ich eine zu der anderen hinzusetze und mir der Synthesis derselben bewußt bin. (Kk. 130.) Ohne Bewußtsein, daß das, was wir denken, eben dasselbe sei, was wir einen Augenblick zuvor dachten, würde alle Reproduction in der Reihe der Vorstellungen vergeblich sein. Denn es wäre | i372 eine neue Vorstellung im jetzigen Zustande, die zu dem Actus, wodurch sie nach und nach hat erzeugt werden sollen, gar nicht gehörte, und das Mannigfaltige derselben würde immer kein Ganzes ausmachen, weil es der Einheit ermangelte, die ihm nur das Bewußtsein verschaffen kann. (Kk. 642. I. Aufl.) Die Synthesis der Einbildungskraft auf Begriffe zu bringen, das ist eine Function, die dem Verstande zukommt, und wodurch er uns allererst die Erkenntniß in eigentlicher Bedeutung verschafft. (Kk. 109.) Kant hat den Verstand auf mancherlei Weise erklärt: als Vermögen zu denken, Vermögen der Begriffe, der Urtheile, der Regeln, u.s.w. und auch als Vermögen der Erkenntnisse, was, auf unserem jetzigen Standpunkte, die passendste Bezeichnung ist; denn er definirt die Erkenntnisse wie folgt: Erkenntnisse bestehen in der bestimmten Beziehung gegebener Vorstellungen auf ein Objekt. Objekt aber ist das, in dessen Begriff das Mannigfaltige einer gegebenen Anschauung vereinigt ist. (Kk. 132.)
Diese Definitionen seien festzuhalten, da Schopenhauer, in Betreff des Objektes Kant missverstanden hat.
Das Selbstbewusstsein (Apperception)
Da wir mit Bewusstsein verbinden, was die Sinne und die Vorstellungskraft nicht können, sind alle Vorstellungen unsere Vorstellungen. Das "ich denke" begleitet also alle Vorstellungen von uns, es bindet " an jede einzelne einen Faden, welche Fäden dann in einem einzigen Punkt zusammenlaufen" . Diese Zentrum des Bewusstsein wäre auch Selbstbewusstsein, welches Kant" die reine, die ursprüngliche Apperception, auch die ursprünglich- synthetische Einheit der Apperception, nennt."
Fazit: 3 Quellen der Bedingungen der Möglichkeiten aller Erfahrung: Sinn, Einbildungskraft und Apperception
Er rekapitulierst dies nun im Sinne Kants wie folgt:
Es sind drei ursprüngliche Quellen (Fähigkeiten oder Vermögen der Seele), die die Bedingungen der Möglichkeit aller Erfahrung enthalten und selbst aus keinen anderen Vermögen des Gemüths abgeleitet werden können, nämlich:
Sinn, Einbildungskraft und Apperception. Darauf gründet sich:
1) die Synopsis ("Zusammenschau") des Mannigfaltigen a priori durch den Sinn;
2) die Synthesis dieses Mannigfaltigen durch die Einbildungskraft; endlich
3) die Einheit dieser Synthesis durch ursprüngliche Apperception. (Kk. I. Ausg. 125.)
Kategorien (reine Verstandesbegriffe)
Der Verstand als Vermögens der Begriffe ist uns gegenwertig, leitet Mainländer ein. Die Kategorien seien nun ursprünglich im Verstande erzeugte Begriffe "Begriffe a priori, die vor aller Erfahrung, als Keime, in unserem Verstande liegen, die einerseits die Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntniß und Erfahrung sind (wie Zeit und Raum die Bedingungen der Möglichkeit der Anschauung), andererseits aber nur Bedeutung und Inhalt durch den Stoff erhalten, welchen die Sinnlichkeit ihnen darbietet"
Wir haben anfänglich ein »Gewühl von Erscheinungen«, einzelne Theilvorstellungen, welche uns die Sinnlichkeit, mit Hülfe ihrer Form, des Raumes, darbietet. Unter der Leitung des Verstandes, hier Urtheilskraft genannt, tritt die Einbildungskraft in Thätigkeit, deren Function die Verbindung des Mannigfaltigen ist. Ohne bestimmte Regeln würde aber die Einbildungskraft verbinden, was sich ihr gerade darbietet: Gleichartiges, Zusammengehöriges, so gut wie Ungleichartiges. Die Urtheilskraft hat diese Regeln an den Kategorien, und es entstehen auf diese Weise zunächst ganze Vorstellungen, welche unter gewissen Kategorien stehen.
Damit wäre aber die Arbeit der Urtheilskraft noch nicht beendet, da die unter bestimmten Kategorien gebrachten Objekte »eine Rhapsodie von verbundenen Wahrnehmungen« währen, wenn diese nicht untereinander verbunden werden können. Die urteilskraft tut dies und setzt die Objekte untereinander wieder in Verbindung und "subsumirt diese Verknüpfungen wieder unter gewisse Kategorien (der Relation)." Jetzt währen alle Anschauungen die von den Sinnen dem Verstand zugeführt sind " durchgegangen, geordnet, verknüpft und in Verhältnisse gebracht" sie sind vom Verstande unter begriffe gestellt und jener muss diese nur mehr an unser Selbstbewusstsein (als höchsten Punkt in unserem ganzen Erkenntnißvermögen) heften.
Nietzsche
Diese Kritik las auch Nietzsche, wodurch er endgültig mit Schopenhauer bricht. Nietzsche erwähnt Mainländer auch in Briefen, etwa am 6.Dez. 76 an Franz Overbeck "Wir haben viel Voltaire gelesen: jetzt ist Mainländer an der Reihe." oder am 17. Mai. 1888 an Heinrich Köselitz "Hier ist mir der erste Geschäftsführer der Firma Löscher sehr entgegengekommen, in allerlei Praxis und Noth des Lebens, wo ich mir selbst schlecht zu rathen weiß. Das ist ein stiller bescheidener Mann, Buddhist, etwas Anhänger Mainländer’s, begeisterter Vegetarianer ...". Die fröhliche Wissenschaft bezieht sich auf Mainländer, Mainländer wird in dieser Schrift auch namentlich erwähnt:
"Oder dürfte man solche Dilettanten und alte Jungfern, wie den süsslichen Virginitäts-Apostel Mainländer unter die rechten Deutschen zählen?
Weder Bahnsen, noch Mainländer, noch gar Eduard von Hartmann geben eine sichere Handhabe für die Frage ab, ob der Pessimismus Schopenhauer’s, sein entsetzter Blick in eine entgöttlichte, dumm, blind, verrückt und fragwürdig gewordene Welt, sein ehrliches Entsetzen… nicht nur ein Ausnahme-Fall unter Deutschen, sondern ein deutsches Ereigniss gewesen ist: während Alles, was sonst im Vordergrunde steht, unsre tapfre Politik, unsre fröhliche Vaterländerei, welche entschlossen genug alle Dinge auf ein wenig philosophisches Princip hin („Deutschland, Deutschland über Alles“) betrachtet, also sub specie speciei, nämlich der deutschen species, mit grosser Deutlichkeit das Gegentheil bezeugt. Nein! die Deutschen von heute sind keine Pessimisten! Und Schopenhauer war Pessimist, nochmals gesagt, als guter Europäer und nicht als Deutscher"<ref>Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft: § 357. Erste Veröff. 24/06/1887.</ref>
Neben der Feststellung, dass Schopenhauer wesentliche Fehler in der transzendentalen Analytik Kants bereinigte (was allerdings stimmt) postuliert er, dass Schopenhauer die transzendentale Ästhetik Kants vernachlässigte (was allerdings sehr fraglich ist) und er versucht hierbei nun einen zusätzlichen Beweis über eine nihilistische transzendentalen Ästhetik zu erbringen.
Mainländer wird, mehr noch als Schopenhauer, von der akademischen Philosophie vernachlässigt. Eine gewisse Bekanntheit erhielt er dennoch, nachdem Ulrich Horstmann die Idee Mainländers erneut aufgreift und mit dem Buch "Das Untier" <ref>Das Untier. Konturen einer Philosophie der Menschenflucht (Bibliothek des skeptischen Denkens) | Ulrich Horstmann | ISBN: 9783936345476</ref>auch Mainländers Hauptwerk bekannter machte.