Einbildungskraft
Mainländer unterscheidet in Sinnlichkeit (mit 2 Formen Raum und Zeit) und einen "Gehilfen" die Einbildungskraft:
Die Sinnlichkeit hat zwei Formen: Raum und Zeit, und einen Gehülfen: die Einbildungskraft; der Verstand hat zwölf Urbegriffe: Kategorien, und einen Berather: die Urtheilskraft; die Vernunft hat eine Spitze, eine Blüthe: das Selbstbewußtsein. Die Sinnlichkeit schaut an; der Verstand denkt; die Vernunft schließt. <ref>Mainländer, Philosophie der Erlösung ii57</ref>
Die Bestandteile des Geistes sind:
Sinne
Verstand
Einbildungskraft
Gedächtniß
Urtheilskraft
Vernunft<ref>Mainländer, Philosophie der Erlösung ii58</ref>
In Gemeinschaft mit der Urtheilskraft und Einbildungskraft steht die Vernunft
in den engsten Beziehungen zum Verstaube, behufs Herstellung der Anschauung, mit welcher wir uns noch ausschließlich beschäftigen. Zunächst gibt die Urteilskraft der Vernunft die zusammengehörigen Theilvorstellungen. Diese verbindet dieselben (also etwa solche, welche zu einem Blatte, einem Zweig, zum Stamme gehören) nach und nach, indem sie immer die Einbildungskraft das Verbundene festhalten läßt, an dieses Bild ein neues Stück fügt und das Ganze wieder von der Einbildungskraft festhalten läßt u.s.w. Dann verbindet sie das ungleichartig Zusammengehörige, also den Stamm, die Aeste, Zweige, Blätter und Blüthen in ähnlicher Weise, und zwar wiederholt sie ihre Verbindungen im Einzelnen und Ganzen je nachdem es
erforderlich ist.<ref name=":0">Mainländer, Philosophie der Erlösung ii11</ref>
Die Vernunft übt ihre Function auf dem gleichsam fortrollenden Punkte der Gegenwart aus, und ist die Zeit dazu unnöthig; doch kann die Synthesis auch in dieser stattfinden: Näheres später. Die Einbildungskraft trägt das jeweilig Verbundene immer von Gegenwart zu Gegenwart, und die Vernunft fügt Stück an Stück, stets in der Gegenwart verbleibend, d.h. auf dem Punkte der Gegenwart fortrollend.<ref name=":0" />
Verstand
Die gewöhnliche Ansicht ist, daß der Verstand das synthetische Vermögen sei; ja es giebt Viele, welche in gutem Glauben behaupten: Synthesis finde überhaupt nicht statt, jeder Gegenstand werde sofort als Ganzes aufgefaßt. Beide Ansichten sind unrichtig. Der Verstand kann nicht verbinden, weil er nur eine einzige Function hat: Uebergang von der Wirkung im Sinnesorgan zur Ursache<ref name=":0" />
<references />