Altruismus
Philosophie[Bearbeiten]
Schopenhauer[Bearbeiten]
Laut Schopenhauer ist der Egoismus das Bejahen des Willens zum Leben in einer Erscheinung des Willens (dem Menschen) in einem solchen Maße, dass sich der metaphysische Wille zum Leben in einem anderen Individuum verneint.
"Egoismus ist der Drang zum Dasein und Wohlsein." > <ref>Schopenhauer, W I 662; E 196.</ref>
"Der Egoismus beruht darauf, daß Jeder sich selber unmittelbar gegeben ist und in sich selbst den ganzen Willen zum Leben findet, die Anderen aber ihm nur mittelbar, durch die Vorstellung von ihnen in seinem Kopfe gegeben sind." <ref>Schopenhauer, W I 391 f.; W II 689 f.; E 197, 270 f.</ref>
"Der Egoismus beruht auf dem Unterschied, den Jeder zwischen sich und den Andern macht bzw. auf dem Befangensein der Erkenntnis im > principio individuationis."<ref>Schopenhauer, E 208, 265 f., 257; W I 299, 447 f.; W II 700.</ref>
Beim Mitleid würde ein Mensch in einem anderen Individuum den selben Willen erahnen, der auch in ihm wirkt, da er erkennt, dass alles in der Welt eines ist und so wird das fremde Leid zum eigenen. Es gäbe nach Schopenhauer 3 Triebfedern des menschlichen Handelns: Egoismus, Mitleid und Bosheit.
Mainländer[Bearbeiten]
Mainländer, der sich bei seiner Willensmetaphysik auf Schopenhauer bezieht, postuliert dass es nur egoistische Handlungen gäbe. Der ursprüngliche Wille zum Leben sei in mehreren zerfallen und diese haben alle eine Richtung, die Individualität wäre im Kern Egoismus:
Jeder Mensch ist ein geschlossenes Ganzes, strenges Fürsichsein von einem ganz bestimmten Charakter. Er ist Wille zum Leben, wie Alles in der Natur, aber er will das Leben in einer besonderen | i530Weise, d.h. er hat eine eigene ursprüngliche Bewegung. Sein Grundsatz ist: Pereat mundus, dum ego salvus sim! und seine Individualität im innersten Kern ist Egoismus. Der Egoismus ist, im Thiere, wie im Menschen, mit dem innersten Kern und Wesen desselben auf’s Genaueste verknüpft, ja, eigentlich identisch. (Ethik 196.) Der Egoismus ist, seiner Natur nach, grenzenlos: Der Mensch will unbedingt sein Dasein erhalten, will es von Schmerzen, zu denen auch aller Mangel und Entbehrung gehört, unbedingt frei, will die größtmögliche Summe von Wohlsein, und will jeden Genuß, zu dem er fähig ist, ja, sucht womöglich noch neue Fähigkeiten zum Genusse in sich zu entwickeln. (ib.) Alles, was sich dem Streben seines Egoismus entgegenstellt, erregt seinen Unwillen, Zorn und Haß: er wird es als seinen Feind zu vernichten suchen. Er will womöglich Alles genießen, Alles haben; da aber dies unmöglich ist, wenigstens Alles beherrschen: »Alles für mich, und Nichts für die Andern«, ist sein Wahlspruch. Der Egoismus ist colossal: er überragt die Welt. Denn, wenn jedem Einzelnen die Wahl gegeben würde zwischen seiner eigenen und der übrigen Welt Vernichtung, so brauchte ich nicht zu sagen, wohin sie, bei den allermeisten, ausschlagen würde. Vorderhand halten wir hiervon nur fest, daß der Mensch unbedingt sein Dasein erhalten will. Von wem hat er sein Dasein? Von seinen Eltern, durch Begattung derselben. Sie fühlen die Sehnsucht nach einer wirklichen Vereinigung und Verschmelzung zu einem einzigen Wesen, um alsdann nur noch als dieses fortzuleben, und diese erhält ihre Erfüllung in dem von ihnen Erzeugten, als in welchem die sich vererbenden Eigenschaften Beider, zu einem Wesen verschmolzen und vereinigt, fortleben. (W. a. W. u. V. II. 611.) Daß dieses bestimmte Kind erzeugt werde, ist der wahre, wenngleich den Theilnehmern unbewußte Zweck des ganzen Liebesromans. (ib.) i531 Schon im Zusammentreffen ihrer (der Eltern) sehnsuchtsvollen Blicke entzündet sich sein neues Leben, und giebt sich kund als eine künftig harmonische, wohl zusammengesetzte Individualität. (ib.) Das, was durch alle Liebeshändel entschieden wird, ist nichts Geringeres, als die Zusammensetzung der nächsten Generation.<ref>Mainländer, Philosophie der Erlösung i530 S562 (PDF)</ref>
Nietzsche
Evolutionsbiologie[Bearbeiten]
Schon Darwin erkannte, dass altruistisches Verhalten dem Gesetz der Evolution (Variation, Selektion und natürliche Auslese) widerspricht. Altruismus wird in der Evolutionsbiologie so definiert, dass ein Individuum so handelt, dass ein anderes einen Nutzen hat und das handelnde durch die Handlung einen Nachteil. <ref>Samir Okasha: Biological Altruism. Stanford Encyclopedia of Philosophy online</ref> Im modernen Sinne wurde die Theorie von r William D. Hamilton 1964 eingeführt. <ref>W. D. Hamilton (1964): The genetical evolution of social behaviour. I und II. Journal of Theoretical Biology 7: S. 1–52.</ref> in der Evolutionsbiologie ist mit dem Begriff Altruismus kein absichtliches Handeln verbunden, es gibt hier keine selbstlose Handlung sondern es wird untersucht wie der Altruismus evolutionsbiologisch nützlich ist, auch dann, wenn das Individuum zuerst einen Nachteil in der Fortpflanzung dadurch erlangt (die Fitness die Darwin anführt würde damit zunächst verringert). Da die Wahrscheinlichkeit, dass ein altruistisches Individuum Nachkommen erzeugt oder diese Überleben verringert ist, müsste dieser durch die Selektion ausgemerzt werden, sobald dieser entsteht. (Anzumerken sei hier übrigens, dass dies nur dann zutrifft, wenn Schopenhauer irrt, denn wenn der Wille zum Leben sich selbst im Leben erkennt, so würde er sich immer wieder erkennen und dieses Erkennen kann freilich nicht ausgemerzt werden, da aber scheinbar das Mitleid steigt, wenn Testosteron [DHT] fällt und dadurch die Lebenskraft auch abnimmt, sowie die Möglichkeit zu kämpfen, würde daraus folgen, dass es evolutionsbiologisch nützlicher ist, wenn das schwächere Individuum eher zum Altruismus neigt, so wie alte Menschen die sich nicht mehr Fortpflanzen können).
Wenn die Evolutionstheorie korrekt ist, so müsste, damit Altruismus bestehen kann, die Nachkommenschaft von altruistischen Individuen gegenüber egoistischen gesteigert sein, andernfalls wäre sie falsifiziert. Eine Erklärung des altruistischen Verhaltens würde man darin finden, dass dies für soziales Verhalten notwendig ist und die Individuen durch dieses wechselseitig hiervon profitieren. Die Evolutionstheorie hat hierzu verschiedene Modelle entwickelt, die miteinander konkurrieren. Diesen ist aber alle gemein, dass der Altruismus nicht selbstlos sein darf, sondern den Fortpflanzungserfolg steigern muss.
Reziproker Altruismus[Bearbeiten]
Reziproker Altruismus ist eine Theorie der Evolutionstheorie, bei der uneigennütziges (altruistisches) Verhalten von nicht miteinander verwandten Individuen durch die Selektion erklärt werden soll. Altruistisches Verhalten wird dabei gegenseitig zurückgezahlt. Hierbei wird zunächst etwas "eingezahlt" (der Reproduktionserfolg wird reduziert) damit später mehr "zurückgezahlt" wird. Sie beruht auf einer Generalisierungen der Spieltheorie und zerfällt in:
Indirekte Reziprozität[Bearbeiten]
Indirekte Reziprozität geht auf den Biologen Geoffrey Miller zurück, er weist darauf hin, dass der Nutznießer oft arm ist und den Geber oft nicht kennt. Der Geber ist zumeist nicht an der Effizienz des Ressourcentransfers interessiert, sondern es geht ihm darum, dass ein anderes Tier ihn sieht. Bei der großzügigen Handlung wird zudem einmal der eigene Wohlstand demonstriert und einmal der großzügige Charakter. Dadurch steigt er im sozialen Status. Die Mathematiker Karl Sigmund und Martin A. Nowak haben die indirekte Reziprozität demonstriert. <ref>Geoffrey Miller: The Mating Mind: How Sexual Choice Shaped the Evolution of Human Nature. Doubleday, 2000. ISBN 0385495161.</ref><ref>Martin A. Nowak & Karl Sigmund: Evolution of indirect reciprocity. Nature, Vol. 437, 1291-1298.</ref><ref>Stanley A. Rice: Encyclopedia of evolution. Checkmark Books, 2007. ISBN 0816071217. S. 17 f.</ref><ref>Jonathan Haidt: . In: . 316. Jahrgang, Nr. 5827, 18. Mai 2007, S. 998–1002, doi:10.1126/science.1137651.</ref>
Starke Reziprozität[Bearbeiten]
Bei der starken Reziprozität wird einmal kooperatives Verhalten altruistisch belohnt und von betrügerisches oder von Normen abweichendes Verhalten altruistisch zu bestrafen.<ref>Ernst Fehr & Frédéric Schneider (2010): Eyes are on us, but nobody cares: are eye cues relevant for strong reciprocity? Proceedings of the Royal Society B 277, S. 1315–1323. (PDF; 288 kB)</ref> Menschen verhalten sich genetisch nicht verwanden oft altruistisch, selbst dann noch, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesem noch einmal im Leben begegnen sehr gering ist und es vermutlich nicht zu einem erhöhten sozialen Status führen wird (wie bei der indirekten Reziprozität). Beispielsweise, wenn beim Taxifahren ein Trinkgeld gezahlt wird, ohne dass hierbei vermutet wird den Taxifahrer erneut zu sehen. Dieses Phänomen wurde in verschiedenen Experimenten nachgewiesen. <ref>Camerer 2003; Fehr & Fischbacher 2003; Gintis et al. 2003</ref> Hierdurch werden soziale Normen gestärkt.
Gruppenselektion[Bearbeiten]
Gruppenselektion liegt dann vor, wenn Mitglieder der Gruppe selbst persönliche Nachteile in Kauf nehmen, damit die eigene Gruppe gegenüber anderen Gruppen einen Vorteil erlangt, der sich dann später für sie erhöht zurückzahlt. Die Theorie wurde zuerst von Vero Wynne-Edwards (1960er Jahren) entwickelt und anschließend von William D. Hamilton kritisiert um in den 2000er Jahren durch die Multilevel Selektion von David Sloan Wilson "widerbelebt" zu werden, später wurde sie mathematisch näher ausgearbeitet (Martin A. Nowak, Corina E. Tarnita und Edward O. Wilson). Die Gruppenselektion ist umstritten und von vielen Biologen postuliert, dass sich nicht von der inklusiven Fitnesstheorie unterscheidet, sondern diese nur mathematisch anders aufarbeitet.<ref>J.A.R. Marshall (2011): Group Selection and Kin Selection: Formally Equivalent Approaches. Trends in Ecology and Evolution 26: 325–332.</ref> (Price-Gleichung)
Inklusiven Fitnesstheorie (und Verwandtenselektion)[Bearbeiten]
Persönliche Fitness, inklusive und gesamt.[Bearbeiten]
Die persönliche Fitness unterscheidet sich von der inklusiven Fitness (nach D. Hamilton) wie folgt:
Die persönliche Fitness ist Anzahl der Nachkommen, die ein Individuum zeugt misst, die inklusive dadurch wie viele
Die inklusive Fitness ist das Nachkommenäquivalent, welches ein Individuum aufzieht, rettet oder anderweitig unterstützt. Wenn ein Kind die Hälfte der Gene eines Individuums in sich trägt, dann ist dies ein Nachkommensäquivalent, wenn ein Kind 1/4 der Gene aufweist ein 1/4 des Nachwuchses (Cousin) , wenn es 1/16 der Gene hat entspricht dies 1/8 des Nachwuchses etc.
beides zusammen ergeben die Gesamtfitness.
Die Inklusive Fitness[Bearbeiten]
Nach der Theorie der inklusiven Fitness (genetische Gesamtfitness) von William D. Hamilton kann sich der Altruismus dann evolutionär durchsetzen, wenn durch die Verbreitung einer Frequenz eines Gens, welchen diesen erzeugt, die Artgenossen wahrscheinlicher überleben, die dieses Gen aufweisen. Da Individuen bei ihrem Tod vernichtet werden und nur die Gene weitergegeben werden, kommt es nicht auf den Erfolg der jeweiligen Individuen an, sondern um den Erfolg der Gene. Diese gen-zentrierte Sichtweise wurde durch Richard Dawkins bekannter, der auch den Sprachgebrauch des "egoistischen Genes" verbreitete. Ohne der These der inklusiven Fitness wurde der Erfolg der Ausbreitung eines Genes übersehen, wenn keine Nachkommen gezeugt werden. Besonders deutlich wurde dies bei den sozialen Insekten deutlich, die zumeist selbst keine Nachkommen hervorbringen.
Unterscheidung zwischen Gen und Organismus, beide als funktionale Einheit[Bearbeiten]
Ein Gen kann nicht egoistisch handeln, nur Organismen können dies, Organismen haben nach Eibesfeldt eine höhere "Seinsebene", daher dürfe man laut Eibesfeldt den Organismus und die Gene nicht miteinander verwechseln. Organismen seien keine "perfekten Maschinen" die sozusagen als "Zusatzseinrichtung" die Gene zu ihrer Verbreitung schufen, dies wäre zwar zu Beginn so gewesen, als die ersten sich selber reproduzierenden Moleküle Schutzhüllen und andere "organisierenden Einrichtungen" erzeugte, aber nicht mehr für Organismen, wegen der zusätzlichen Seinsebene. (S138, die Biologie des menschlichen Verhaltens). Gene und Organismen würden zusammen eine "funktionale Einheit" bilden und die "Selbstsucht" sei nur den Organismen eigen und nicht den Genen. <ref name=":0">Eibesfeldt, Die Biologie des menschlichen Verhaltens</ref> Die Verwirrung die Eibesfeldt hier zwar erkennt aber nicht lösen kann kommt daher, dass man nicht zwischen Willen, Gen und Organismus, sowie den Entwicklungsstufen des Organismus trennt.
Zuerst hat sich aus dem Willen ein Organismus entwickelt, der noch über keine Gene verfügte. Danach hat haben sich aus diesen die Gene entwickelt. Aus den Organismus + Gene entstand nun ein Organismus, der die Gene ebenso als Werkzeug des Willens nutzen kann, wie der Organismus mit Intellekt diesen. (siehe Schopenhauer hierzu). Dieser genetische Organismus hat sich nun in den Entwicklungsstufen Pflanze, Tier und Mensch weiter entwickelt, wobei der Unterschied der ist, dass die Pflanze auf Reize reagiert und das Tier Kausalität über den Verstand erkennt, womit sich dieses nach Motiv und Ziel bewegt, der Mensch hat nun noch zusätzlich die abstrakten Begriffe um Wahrheiten (empirische, logische und metalogische) zu erkennen. (Die vierfache Wurzel des zureichenden Grundes). Es hätte wenig Sinn darüber zu diskutieren, ob eine Henne die Methode des Eies sei weitere Eier zu produzieren, oder das Ei die Methode der Henne sei weitere Hennen zu produzieren, schreibt Eibesfeldt. Er müsste das so formulieren: die Frage ist, ob die Henne Werkzeug des Willens zum Leben ist und das Ei ein Mittel zu diesem Zweck. (Man merkt sofort, dass dies viel eingänglicher ist, wenn man das Postulat des Willens zum Leben kennt)
Die Entwicklungsstufen der Organismen[Bearbeiten]
Wir haben also:
Wille (als Ding an sich)
Wille als Organismus ohne Gene
Wille als Organismus mit Gene
Wille als Organismus mit Gene der auf Reize reagiert im Sinne von Pflanzen (durch die Gene kann er auf Reize reagieren, da diese das Wissen abspeichern wie er reagieren muss)
Wille als Organismus mit Genen die Kausalität bewusst in der Welt erkennen können (Tiere)
Wille als Organismus mit Genen die mehr Kausalität bewusst in der Welt erkennen können und die notwendigen Eigenschaften von den Erscheinungen der Welt (die als Subjekt stets als Objekt vorgestellt werden) durch Begriffe auffasst , wodurch das Denken entsteht. Die Menschen.
Es gibt allerdings auch Zwischenstufen wie die Menschenaffen oder Fleischfressende Pflanze. Alleine der Begriff Menschenaffen zeigt bereits, dass diese irgendwo zwischen dem Menschen und dem Affen einzustufen sind. Zusätzlich muss noch zwischen Gen als Replikator und Phänotyps als "Angriffspunkt der Selektion" unterschieden werden.
Einheit der Selektion[Bearbeiten]
Die Einheit der Selektion besteht aus Gene, Individuen oder Gruppen, dies wäre nach Eibsfeldt unzureichend, da man man sauber die "sauber die Einheit" unterscheiden müsse, an der die Selektion angreift, dies ist der Phänotyp und die Gene sind die eigentlichen Replikatoren. <ref name=":0" />
Verwandtenselektion[Bearbeiten]
Hierbei müssten die Individuen so handeln, dass sie andere je nach Grad der Verwandtschaft fördern. Bei einem Insektenstaaten etwa lässt sich beobachten, dass es eine Kaste an Helfer (Arbeiter) gibt, die sich nicht fortpflanzen. Diese sind pro Art wenige, aber global gesehen kommen sie oft vor, somit sind diese sehr erfolgreich. Die Verwandtenselektion gibt eine gute Erklärung warum gerade bei den Hautflügler Eusozialität oft vorkommt. Zu den eusozialen Hautflügler zählen: Ameisen, viele Bienen (zB Honigbiene) und Faltenwespen (wie die Echten Wespen und Feldwespen). Das Geschlecht wird bei allen Hautflügler über Haplodiploidie bestimmt. Hierbei gehen aus unbefruchteten Eiern immer Weibchen hervor, aus nicht befruchtete immer Männchen. Daraus folgt, dass der Verwandtschaftsgrad (r) vom Geschlecht des Nachwuchses abhängt.
<references />